Der VfR Mannheim: Topverstärkt und mit viel Tradition
Im Finale der deutschen Meisterschaft 1949 – der „Hitzeschlacht“ von Stuttgart – am 10. Juli 1949 siegte der VfR Mannheim im Stuttgarter Neckarstadion gegen Borussia Dortmund, prominentester Spieler dort wohl Alfred Preißler, vor 92.000 Zuschauern mit 3:2 nach Verlängerung.
Bemerkenswert: Fünf Mannheim Kaderspieler waren während des Zweiten Weltkriegs im selben kanadischen Kriegsgefangenenlager interniert, weshalb sie beim VfR den Beinamen „die Kanadier“ bekamen.
Als Zweiter der Oberliga Süd der Saison 1948/49 war der VfR Mannheimer berechtigt, an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft teilzunehmen. Im Viertelfinale traf man auf den Meister der Oberliga Nord, den Hamburger SV. Mit einem klaren 5:0 zog man ins Halbfinale ein und traf dort auf die Offenbacher Kickers. Mit einem 2:1 war der Weg ins Finale frei. Dort hieß der Gegner also Borussia Dortmund (BVB). Die Westfalen mussten zuvor in ein Wiederholungsspiel, nachdem sie sich im ersten Halbfinalspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern 0:0 nach Verlängerung getrennt hatten. Das Wiederholungsspiel gewann die Borussen dann klar mit 4:1.
Vor 92.000 Zuschauerinnen und Zuschauern trafen im rappelvollen Stuttgarter Neckarstadion der Meister der Oberliga West aus Dortmund und der Zweite der Oberliga Süd aus Mannheim aufeinander. Die Fans strömten per Sonderzug oder privaten Pkw nach Stuttgart und verfolgten bei brütender Hitze das Spiel. Die in Mannheim Verbliebenen hörten und fieberten an Rundfunkgeräten mit.
Die Dortmunder gingen bereits in der 5. Minute durch Werner Erdmann in Führung und konnten diese mit in die Pause nehmen. Die zweite Halbzeit lief zwar besser für die Mannheimer, doch dauerte es bis zur 74. Minute, bis der VfR durch Ernst Löttke ausglich. Nur acht Minuten später war es wieder Werner Erdmann, der in der 82. Minute die abermalige Führung für die Dortmunder erzielte. Wer den BVB nun als sicheren Deutschen Meister wähnte, sah sich drei Minuten später eines Besseren belehrt: Ernst Langlotz traf zum erneuten Ausgleich für die Rasenspieler, die sich in die Verlängerung retteten. In der 108. Minute erzielte schließlich Ernst Löttke den umjubelten Siegtreffer für den VfR.
Die Mannheimer Spieler, die dank eines Vertragsspielerstatuts der Oberliga Süd von Juli 1948 erstmals als Vertragsspieler auftraten, erhielten eine Aufwandsentschädigung von 320 DM pro Monat und eine Siegprämie von 650 Mark für die Meisterschaft.
200 Bundesligaspiele – nun Oberliga: Mannheim mit Topkader
Prominent und hochkarätig bestückt ist das Aufgebot des VfR Mannheim in dieser Saison. Einer freilich ragt aus dem Team heraus: Ex-Profi Alexander Esswein. Er wechselte nach 16 Profijahren in die Quadratestadt. Der 34 Jahre alte Stürmer sagt: „Die Möglichkeit, wieder in der Heimat zu spielen, war ein großer Anreiz für mich.“
In der Rhein-Neckar-Region, in Worms, wurde Esswein geboren und ausgebildet – in der Jugend unter anderem beim SV Waldhof und zum größten Teil beim 1. FC Kaiserslautern auf dem Weg ins Profigeschäft. Über den VfL Wolfsburg, Dresden, Nürnberg und Augsburg landete er 2016 in Berlin, wo Hertha BSC 2,5 Millionen Euro für die Dienste des früheren Junioren-Nationalspielers zahlte. Von der Hauptstadt aus wurde er zwischenzeitlich an den VfB Stuttgart verliehen und sammelte später die meisten Einsätze für einen Klub beim SV Sandhausen. Seine letzte Station beim MSV Duisburg endete mit dem Abstieg aus der 3. Liga.
„Mit Alexander Esswein gewinnen wir nicht nur einen Spieler mit einer beeindruckenden Vita und großem Erfahrungsschatz, sondern auch jemanden, der in unserer Region tief verwurzelt ist“, bekundet VfR-Manager Ali Ibrahimaj. „Seine Verpflichtung ist außergewöhnlich für uns.“ Bei den Mannheimern ist Esswein Neuzugang Nummer zwölf, darunter auch der frühere Braunschweiger und Waldhof-Profi Gianluca Korte (33).
Keinen Deut weniger interessant ist die Personalie Michael Udebuluzor: Er spielte jüngst für Honkongs Nationalmannschaft gegen die Salomonen und die Fidschi-Inseln. Der 20-jährige Mittelstürmer kam vor der Runde aus Ingolstadt zum VfR.
Fotos: MARCHIVUM